Samstag, 7. November 2015

Living on the Edge - Teil 3

Ich habe vor, in der kommenden Woche Shadowrun mit Fate Core-Regeln zu testen. Dazu haben mir die Mitspieler ihre Charakterbögen zugesandt und ich habe die nach meinem Gusto konvertiert. Und mir eine Reihe weiterer Gedanken zu Anpassungen gemacht.

Die Idee, aus der Shadowrun-Runde eine Fate Core-Runde zu machen (zumindest für ein Abenteuer) war wieder mal recht kurzfristig. Dementsprechend gab es auch kaum Vorlauf für die anderen, deren Zustimmung ich immerhin erfolgreich einholte.

Es blieb mir also nicht anderes übrig, als die notwendigen Anpassungen der Charaktere selber vorzunehmen und damit habe ich vorläufig abgeschlossen. Eine kurze Konferenz mit allen bestätigte im Großen und Ganzen meine Designideen. Oder es zeigte, dass es meinen Mitspielern weitestgehend egal ist (was aber daran liegt, das sie mir vertrauen).

Was für mich hier wesentlich anders war, waren nicht nur drei verschiedene Figuren, sondern auch die möglichen Ansprüche der Mitspieler. Shadowrun 5 auf Fate Core runter zu brechen kommt schon einem ziemlich großen Kulturschock gleich. Man braucht nur die Charakterblätter miteinander zu vergleichen und sieht wie unterschiedlich die Schwerpunkte gesetzt werden.




Gerade die Bereiche Ausrüstung, Zauber, Beschwören und Connections habe ich gegenüber meinen ersten Gedanken deutlich aufgebohrt.

Connections

Ich hatte mit Sprachen und Bildung schon eine Regel etabliert, bei der man die Anzahl der bekannten Sprachen anhand der Fertigkeitsstufe festlegt. Etwas ähnliches habe ich nun mit Connections gemacht. Die wichtigsten und besten Kontakte zeichnen sich dadurch aus, das deren Konzept ein weiterer nutzbarer Aspekt des Spielercharakters ist. Und eine Figur darf so viele Connections auf dem Charakterblatt stehen haben, wie die Stufe über Schwach [-1] beträgt plus eins.

Zur Erinnerung: Meine Runner fangen in ungelernten Fertigkeiten bei Schwach [-1] an und dürfen folglich dort schon eine Connection ihr eigen nennen (wie sie eben auch schon eine Sprache bei Bildung auf Schwach [-1] beherrschen).

Im Zuge dessen könnte man die Fertigkeit doch wieder in Gebräuche umbenennen... Ich lasse sie aber erstmal so.

Zauber

Mein ursprünglicher Gedanke war der, Zauberei über die Fertigkeitsproben abzudecken und fertig. Aber manche, bei Shadowrun etablierten magischen Effekte sind schon ziemlich extrem, und dementsprechend sollte es auch bei Fate Core an der Stelle irgendeinen Anspruch geben, der z.B. über die reine vergleichende Probe hinaus geht. So habe ich zwei kleine Regelergänzungen an der Stelle eingebaut.

Zum einen soll der Mindestwurf erhöht werden, wenn das Ergebnis des Zaubers nicht auch auf weltliche Weise mit einem einfachen Werkzeug in einer vergleichbaren Zeit hätte bewerkstelligt werden können. Dazu habe ich zwei Stufen, eine mit +2 und eine mit +4 erdacht.

Ausserdem kann Magie geistigen Stress verursachen. Dieser entsteht bei jeder Anwendung in halber  Höhe dessen, wie das Ergebnis des gegnerischen Wurfes ist. Handelt es sich aber um stärkere Zauber, kommen die oben genannten Modifikatoren (+2 oder +4) hinzu.

Beschwören

Unter FreeFate gab es Regeln zum Erschaffen von Verbündeten, die ich ganz hilfreich fand. Ein entsprechendes Extra wird zwar bei Fate Core nicht in dem Umfang beschrieben, aber ich habe es mir dennoch für das Beschwören geliehen.

Das Herbeirufen soll eine Überwinden-Aktion mit Willen sein. Und der Geist würfelt dagegen mit seiner Stufe. Die Stufe wiederum gibt die Größe der Fertigkeitssäule an. Ein Geist der Stufe 3 würde demnach eine Fertigkeit auf Gut [+3], eine auf Ordentlich [+2], eine auf Durchschnittlich [+1] und eine auf Mäßig [+0] haben.

Dazu bekommt der Geist noch einen Aspekte aus seinem Konzept und das besteht aus einer Art und seiner Domäne. Also etwa "Helfergeist der Luft" oder "Beschützergeist des Tieres". Und jede Art - ich habe der Einfachheit halber nur Beschützer, Ratgeber und Helfer definiert - bietet dazu noch einen Stunt.

Die Anzahl der Dienste entspricht dabei den Erfolgen und auch hier gibt es geistigen Stress wie oben beschrieben. Was die Höhe des Stresses für Magie im allgemeinen angeht, bin ich noch unsicher. Aber das werden im Zweifel die Erfahrung der kommenden Runde zeigen.

Ausrüstung

Das ist nun mal bei Shadowrun schon immer ein wichtiger Punkt gewesen. Entweder erworbenes Glanzzstück, als Belohnung nach einem Run oder als wesentlicher Teil der Planung.

Auch bei Fate Core spielt Ausrüstung ja nicht "keine" Rolle. Im Zweifel ist es in den Ergebnissen der Fertigkeitsproben verborgen. Hier soll jeder Spieler dennoch grob notieren, was sein Runner besitzt und je mehr er dem Gegenstand eine Substanz verleiht, desto mehr soll es helfen. So erhalten manche Gegenstände Aspekte (Funktion und Mangel, wie bei "Gadgets" aus dem Toolkit), manche dazu noch Stufen (z.B. größere Waffe oder schwerere Panzerungen) und einige zusätzlich auch Stunts. Letzteres kostet natürlich Edge.

Das Ausrüstung mit Stufen aber ohne Stunts kein Edge kosten (also die Erholungsrate nicht senken) rechtfertige ich damit, das die Spieler (und SLCs) das durch die gesenkten Fertigkeitswerte bezahlt haben. Oder?

Runnerteams

Zudem finde ich die Regeln für "Squad-based action" aus dem Toolkit ganz reizvoll und überlege, diese für ein Runnerteam zu nutzen. Dabei gibt sich das Team ein Konzept und ein Dilemma, die dann jeder Spieler für sich und der Spielleiter für jeden Spieler nutzen kann.

Dazu gibt es noch drei Fertigkeiten, die ich für Runner dann Durchführung, Ausrüstung und Planung nenne und Werte von Durchschnittlich [+1] bis Ordentlich [+2] erhalten. Diese kommen immer dann ins Spiel, wenn die Runner eine koordinierte Aktion durchführen. Dann würfelt einer (der Anführer?) mit dieser Fertigkeit, anstatt das jeder einzelne mit seinen jeweils passenden Fertigkeiten würfelt. So in etwa. Und einen Gruppenstunt gibt es dann auch noch.

Bezahlung

Eine weitere Frage ist dann auch noch, wie es mit der Bezahlung für einen Run steht. Das ist ja immer ein wichtiger Punkt bei einem Auftrag - so es überhaupt einen gibt. Und selbst, wenn es keinen gibt, stellt sich immer mal wieder die Frage, wieviel bei einer Sache rumkommt.

Dazu will ich den virtuellen Punkt "Einnahmen" verwenden. Dieser Punkt hat einen Wert, der sich über einen Monat hinweg steigern kann. Erreicht er am Ende des Monats die Größe des Lebensstiles, reichen die Einnahmen folglich zum Leben. Haben die Einnahmen eine andere Größe, erhält man Aspekte wie "Verschuldet" oder "Etwas angespart" und muss nach einem weiteren Monat mit so einer Ungleichheit vielleicht sogar den Lebensstil ändern. Ich würde sogar sagen, das dieser nur auf diese Weise steigen kann.

Ab, in die Schatten

Ich bin mal gespannt, ob der Spielverlauf überhaupt zulässt, alle Ideen dazu unter zu bringen. Ich würde im Zweifel lieber Eigenheiten von Shadowrun unter den Tisch fallen lassen, als diese ungelenk an Fate Core zu flanschen. Aber ich will meinen Spielern (und mir) dennoch irgendwie ein möglichst gefühlsechtes Shadowrun-Erlebnis bieten.

Wenn ich der Meinung bin, dass die Erfahrungen irgendeinen interessanten Mehrwert bieten, berichte ich sicherlich darüber.

Die beiden anderen Artikel zu Shadowrun mit Fate finden sich hier:



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